„Die Pleite der deutschen Diözesen steht bevor. Ihre ‚weltanschauliche‘ Selbstausrottung wird seit ziemlich genau 50 Jahren von den meisten deutschen Bischöfen mit Leidenschaft und Sendungsbewusstsein vorangetrieben.“
Gastkommentar von F.N. Otterbeck, Quelle: kath.net

 

Köln/Kevelaer (kath.net) Erst seit zwei Wochen ist Armin Laschet der neue Vorsitzende der CDU. Das bringt Herrn Zimmermann vom einschlägigen Internetportal mit dem falschen Namen "katholisch"-de dazu, an die angeblich "rechtskatholische" Vergangenheit seines Staatssekretärs Liminski zu erinnern. Die Methode der dezenten Verunglimpfung ist allerdings in sämtlichen Apparaten von DEUTSCH.RK, also in der revolutionären Kirche deutscher Nation, tief verwurzelt. Dieses Virus hat sich vermutlich von den staatsfrommen theologischen Fakultäten in den konfessionellen Beschäftigungssektor verbreitet, speziell in die Generalvikariate, Ordinariate und nachgeordnete Stellen, um von dort bis in jede Pfarrei und Gemeinschaft hinein durchgesetzt zu werden. Die Religion hat für diese Gehalts- und Versorgungsempfänger der deutschen Diözesen ungefähr die Bedeutung, die gegen Ende der DDR dort der ideologische Marxismus noch hatte: nahe bei Null.

Die Pleite der deutschen Diözesen steht bevor. Ihre "weltanschauliche" Selbstausrottung wird seit ziemlich genau 50 Jahren (dem Beginn der sogenannten "Würzburger Synode") von den meisten deutschen Bischöfen mit Leidenschaft und Sendungsbewusstsein vorangetrieben. In Kürze folgt dann die geregelte Insolvenz, weil nahezu sämtliche "Kirchgänger" im Rentenalter sein werden und die nachwachsende Generation massenhaft aus der Kirche "austritt", sobald auf dem Lohnzettel der Abzug der Kirchensteuer "rk" erscheint. Da hilft auch kein "Synodaler Weg" mehr, wie es Peter Winnemöller immer wieder aufzeigt. Dieser "Weg" befördert einen Absturz aus höchsten Höhen, ohne Fallschirm. In den fernen Achtziger Jahren waren durchschnittliche Kirchenvertreter in Deutschland noch stolz auf die relative Bedeutung "der Kirchen" für das öffentliche Leben der Bundesrepublik. Wer Zweifel daran hatte, dass der Kompass stimmt, dem wurde sein Außenseitertum krass demonstriert. Damals schrieb man noch Briefe an Bischöfe. Für die Zuschriften aus frommer Ecke gab es vermutlich bereits Textbausteine, wenn auch noch nicht als Musterdateien. "Musterknabe" im Theologenkonvikt war, wer gehörige CDU-Nähe durchblicken ließ und einen kirchenpolitisch liberalen Kurs unauffällig mittrug. (Unter Kardinal Meisner wurden die Kriterien für eine Karriere in Köln dann etwas unübersichtlicher.) Das Jahr 1990 war für die westdeutsche Bischofskonferenz dann kein Anlass, ihre bisherige Linie zu überdenken und angesichts des verbreiteten Heidentums in der Ex-DDR "auf Sendung" zu gehen, also: in die Mission. Die Beschlusslage von "Würzburg", also aus den Siebzigern, ist deshalb auch heute noch der Horizont "der Gegenwart"; jüngere Zeichen der Zeit werden von Altrevolutionären nunmal nicht wahrgenommen. Die Blutsbrüder von Würzburg (und einige Blutsschwestern) und ihre Zöglinge eint noch heute der kalte Hass auf Joseph Ratzinger, den das Theater schon damals nicht zu überzeugen vermochte. Dass er weitestgehend richtig urteilte, das macht den "Verrat" nur noch schlimmer.

Die Lohnschreiber von "katholisch"-de kennen die Kirche nur in Würzburger Optik, also rosa und lindgrün "neu" dekoriert. Da verwundert es nicht, dass dort die "Generation Benedikt" auch im 16. Jahr seit ihrer Entstehung noch geschmäht werden muss. Eine "Generation BDKJ" hat die Kirche allerdings derzeit nicht einmal mehr zu bieten. Böse Zungen argwöhnen, da sei allenfalls eine Organisation "BDAJ" herangezüchtet worden, eine adipöse, fettsüchtige "Berufsjugend". Selbstverständlich sind 100 Kilo Mindestgewicht auch 2021 keine strenge Bedingung, um eine hauptamtliche Stelle im Kirchenzirkus zu ergattern. Vereinzelt sind Bischöfe, Domvikare oder Priesteramtskandidaten ja auch schlanker. Aber bildlich gesprochen trifft es wohl zu: Es geht nur noch um Versorgung, Überversorgung, Altersversorgung und Zusatz-Altersversorgung, Hypertrophie also.

Beide jüngsten DBK-Vorsitzenden haben den Symbolismus rund um den Metabolismus, wie seinerzeit schon Karl Lehmann, eindrucksvoll zur Schau getragen. Die famose Exzellenz Bätzing bringt ihre Statements geschliffener vor als der immer hungrige Kardinalpolterer es tat. Aber war schon ein luzider Gedanke dabei, der aus dem nationalkatholischen Ghetto hinausweist? Die Herrschaften sind fraglos nicht zu beneiden. Sie haben sich eingeschlossen in ein Reservat für solche "Kirchenbeamte", die draußen in der Welt derartige Bezüge niemals hätten realisieren können. "Wort und Sakrament" spielen keine Rolle mehr, allenfalls unter esoterischer Umdeutung in symbolische Narrative der Ermutigung und Zuversicht (für solche, die stärkere Drogen nicht nötig haben).

Selbstverständlich existiert in der "deutschen Kirche" ein verbohrter Klerikalismus, allerdings in Gestalt eines klerikalen Modernismus, der konforme Laienmitarbeiter mit Wonne in sein System integriert hat. Und garstiger zu den einfachen Leuten als die wenigen Priester sind die "Klerikerlaien", auch Frauen, doch fast immer. Allerdings ist es auch ihre Hauptaufgabe, den Direktkontakt vom Klerus zum Volk zu unterbinden. Der "Synodale Weg" spielt gewissermaßen Aufsichtsrat und Betriebsrat der 'Deutsche Kirche GmbH + Co.' zugleich. Vernünftige Unterscheidungen, die in der Welt von heute üblich sind, spielen bei Kirchen's natürlich keine Rolle. Die "Deutsche Kirche" hat etwas Unmögliches geschaffen: Es handelt sich um ein Konglomerat, das durch scheinbar nie versiegende Geldzuflüsse keiner wirtschaftlichen Vernunft unterliegt. Aber da es keine reale Daseinsvorsorge erbringt, ist auch jede politische Vernunft entbehrlich. Der Bürger kann aufs Rathaus gehen: Irgendwann bekommt er seine Baugenehmigung. Aber der Kirchenbürger bekommt eigentlich – nichts! Es sei denn er glaubt noch an Jesus Christus und die heilsnotwendige Gnadenvermittlung durch Seine Kirche. Aber das Drama um Schuld und Sühne hat die deutschkatholische Intendanz ja von der "Bühne" verbannt, noch etwas leidenschaftlicher sogar als selbst die EKD, die ab und an noch etwas Kreuzestheatralik bietet. Es hat vermutlich noch nie seit Christi Auferstehung eine kirchenähnliche Institution soviel Begeisterung und Euphorie inszeniert (oder durch bezahlte Agenturen inszenieren lassen) über ihre eigene, rasante Sinnentleerung wie der der Deutschkatholizismus in den Jahren seit 2013. Dabei tönte die Exzellenz Zollitsch damals, es bestehe "voller Gleichklang" mit Papst Franziskus. Was derselbe seither vortrug, das hat fromme Ohren nicht immer beglückt. Er spricht aber noch immer mit klarer, melodischer Stimme. Die Geräusche deutscher Bischöfe klingen nicht selten wie Störsender. Erzbischof Schick wollte Präsident Trump vor Gericht stellen. Hat das Erzbistum Bamberg etwa noch Folterkeller der Inquisition zur Verfügung? Bischof Wilmer verheddert sich immer wieder in seinen Sprachbildern und Bischof Genn winselt nur noch um Erbarmen.

Kardinal Woelki ist ein Sonderfall. Persönlich anspruchslos und bescheiden, charakterlich undurchsichtig, kam es ihm 2014 zunächst darauf an, sich möglichst massiv von seinem Vorgänger zu distanzieren. Er vergrätze den "Meisner-Sektor" in Köln und anderswo nachhaltig. Später erschien es ihm notwendig, einige gutkatholische Positionen zu verteidigen. Sofort wurde er zum neuen Lieblingsfeind unter Bischofsbrüdern. Jetzt ist er auch für die Linkskatholiken untragbar geworden, die ihn einige Zeit tolerierten. Trotz des Mitleids, das er in seinem selbstverschuldeten Ungemach verdient, wird Woelki von denen, die den Absturz des Nationalkatholizismus noch abbremsen wollten, nicht mehr als Hoffnungsträger wahrgenommen. Er hat sich gewissermaßen selber zum Abschuss freigegeben und könnte mithin als tragische Figur enden. Falls aber dereinst ein Bundeskanzler Liminski vereidigt werden sollte, dann könnte "katholisch"-de titeln: "Einer kam durch", unter Anspielung auf die Ära Benedetto. Das offiziell-inoffizielle Portal der deutschen Bischöfe, für die Ausbreitung der Revolutionären Kirche geschaffen, existiert dann aber vermutlich nicht mehr, weil das Apostolische Vikariat des Nordens, das von der Deutschen Kirche übrigbleibt, dann von Kopenhagen aus verwaltet wird.

Der Verfasser, Dr. iur. Franz Norbert Otterbeck, ist Rechtshistoriker und Wirtschaftsjurist und hat bereits vielfach auf kath.net veröffentlicht, siehe Link. Siehe auch kathpedia: Franz Norbert Otterbeck.